„Creatives with Unseen Disabilities“ bei BODYS zu Gast

Im Rahmen verschiedener Lehrveranstaltungen hatte BODYS in diesem Semester das Thema „Disability Arts“ gleich mehrfach auf dem Programm: „Chronische Krankheit in Theater und Kunst“ mit Hendrik Quast (Berlin/Stockholm), „Taubenkultur“ mit Gudrun Kellermann, Lisa Ehrlich und Valentina Angelini (EvH RWL) und nun am 31. Mai 2023 das Projekt „Creatives with Unseen Disabilities“ (CUD) aus Rotterdam.

von links: Kristin Langer, Franziska Witzmann, Karina Dukalska und Theresia Degener (c) BODYS

CUD als geschützter Raum für Austausch und Unterstützung

Vorgestellt wurde das Projekt den Studierenden von den Initiatorinnen Kristin Langer und Karina Dukalska. Als „artists in residence“ starteten sie CUD im April 2022 im Rotterdamer Kreativlabor WORM. Die Idee zum Projekt kam ihnen mit der Feststellung, dass behinderte Menschen, die als nicht-behindert gelesen werden, in der Kreativwirtschaft mit ganz eigenen Barrieren konfrontiert sind. Und dass es für diese Menschen an safe spaces, also geschützten Räumen, für Austausch und gegenseitige Unterstützung fehlt. Einen solchen safe space wollten sie mit CUD schaffen. Das ist ihnen offenbar gelungen: Die Community der Creatives with Unseen Disabilities in Rotterdam wächst und im April dieses Jahres ging das Projekt in seine zweite Runde.

Access Check-ins: Teilhabe braucht Sichtbarkeit

Mit der Wortwahl „unseen“ – also „ungesehen“ – verweist CUD darauf, dass alle Behinderungen sichtbar sind – wenn man sie denn sehen will. Wie man für dieses Sehen-wollen sensibilisiert und es trainiert, das haben Karina Dukalska und Kristin Langer dann in Form eines Workshops den Studierenden gezeigt. Wo fängt man da am besten an? Bei sich selbst natürlich! Mit verschiedenen Achtsamkeitsübungen haben die Studierenden zunächst bei sich selbst, dann in kleinen Gruppen erkundet, was jede*r grundsätzlich oder auch in dem Moment braucht, um gut an dem Workshop teilnehmen zu können. Access Check-ins, als das Erkennen, Aussprechen, Annehmen von Bedürfnissen, sind in diesem Kontext kein Selbstzweck, sondern wesentliche Voraussetzung für gleichberechtigte Teilhabe. Erkenntnis Nummer 1: Access Check-ins richten sich an alle Teilnehmenden, unabhängig von Behinderungen.

Studierende der EvH im Workshop mit CUD (c) Karina Dukalska

Bedarfe im Konflikt – was tun?

Der nächste Schritt nach dem Access Check-in ist die Anpassung der Umgebung, einschließlich Abläufe und Zeitpläne. Auch das haben die Studierenden im Workshop geübt, mit der Planung fiktiver Veranstaltungen. Erkenntnis Nummer 2 und Herausforderung zugleich waren dabei: Manche Bedarfe stehen im Widerspruch zueinander – zum Beispiel gute Ausleuchtung versus gedämmtes Licht. Wie solche Widersprüche zu lösen sind, dafür gibt es kein Patentrezept. Doch die Erfahrung aus CUD zeigt: Mit der Bereitschaft aller Beteiligten, etwas Kreativität und Zeit findet sich für alles eine Lösung. Die interessanterweise auch mal "nur" in der Anerkennung statt in der Auf-lösung der Konflikte zu finden sein kann.

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