BODYS on Tour - Praktikum beim KSL Arnsberg
Im Rahmen seiner Forschungsaktivitäten ist das Bochumer Zentrum für Disability Studies (BODYS) vielfach vernetzt. Einer der Kooperationspartner aus der Zivilgesellschaft sind die Kompetenzzentren Selbstbestimmt Leben in Nordrhein-Westfalen (KSL.NRW). Gina Schmitz, studentische Hilfskraft bei BODYS, studiert Heilpädagogik/Inklusive Pädagogik an der Ev. Hochschule RWL in Bochum und wurde durch BODYS auf die KSL.NRW aufmerksam. Sie absolvierte nun ihr Praxissemester im KSL für den Regierungsbezirk Arnsberg und berichtet von ihrer Zeit.
„So geht Vielfalt!“ – Das übergreifende Motto der KSL.NRW
Ich hatte zwar ungefähre Vorstellungen was mich erwarten würde, jedoch hätte ich nie gedacht, wie vielfältig und vor allem politisch meine Tätigkeiten und Einblicke sein würden. Als Praktikantin konnte ich nämlich in die zahlreichen Themen und Handlungsfelder der KSL.NRW eintauchen, wobei zu meinen Schwerpunkten Eltern mit Behinderung, Persönliches Budget und Politische Partizipation gehörten. Im Verlauf konnte ich bei diversen Veranstaltungen, Arbeitsgruppen und Gremien mit unterschiedlichen Akteur*innen aus Politik und Selbstvertretung sowie Leistungsträgern und -erbringern etc. mitwirken.
Beispielsweise führte ich mit meiner Praxisanleitung Christiane Rischer Elternseminare durch, in denen wir vorwiegend Beratungsstellen und Behörden über die Lebenssituation und Rechtsansprüche von Eltern mit Behinderung informierten. Im Rahmen der Elternkampagne ging ich verschiedenen Aufgaben nach, um für das Thema öffentlichkeitswirksam zu sensibilisieren. Denn das Ziel war, ein flächendeckendes Netz zu etablieren, das die für (werdende) Eltern mit Behinderung notwendige Information und Unterstützung zur Verfügung stellt.
Voneinander lernen – Theorie vs. Praxis
Die zeitgleiche Verknüpfung von Praxis und Theorie habe ich in diesem Semester als sehr wertvoll erlebt. Von Anfang an wurde mir viel Zutrauen und Wertschätzung entgegengebracht, sodass ich meine eigenen Ideen sowie Kenntnisse zur UN-BRK aus dem Studium und BODYS stets gut einbringen konnte. Gleichzeitig erwarb ich aber viel Fach- und Praxiswissen durch die enge Zusammenarbeit mit dem interdisziplinären Team der KSL.NRW. Insbesondere durch den Projektleiter Andreas Tintrup konnte ich die verschiedenen Facetten der Projektorganisation reflektieren.
Darüber hinaus wurden mir durch den Trägerverein MOBILE e.V. viele Einblicke ermöglicht, etwa durch die Hospitation in der dort angesiedelten Teilhabeberatung (EUTB). Insgesamt lernte ich eine Menge über die politische Behindertenselbsthilfe und die Bedeutung des Peer-Aspekts. Die unverstellten Blicke der Selbsthilfe und -vertretung, die nicht immer unbedingt mit der Wissenschaft übereinstimmen, haben bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Bild: 50-jähriges Jubiläum der LAG Selbsthilfe NRW
Gemeinsam sind wir standhaft
Es war spannend, Aspekte der Umsetzung der UN-BRK auf regionaler und kommunaler Ebene aus unterschiedlichen Perspektiven mitzuverfolgen. Gleichzeitig war es aber auch oft frustrierend mitzuerleben, wie mühsam und fragil strukturelle Veränderungsprozesse wirklich sind. Ich merke, dass ich die Dinge jetzt auf einer viel strukturelleren Ebene verorte und der Vernetzung und Kooperation einen enorm hohen Stellenwert beimesse.
Die Wahl des KSL Arnsberg als Praxisstelle war recht untypisch. Doch ich persönlich sehe insbesondere für die sich noch etablierende Inklusive Pädagogik hier ein mögliches Handlungsfeld, um ihren menschenrechtsbasierten Auftrag zu erfüllen. Ebenso sehe ich den Bedarf, die Selbstvertretung als Bündnispartner anzuerkennen, um gemeinsam als Expert*innen in eigener Sache und der Sache die UN-BRK in der Praxis auch tatsächlich zu realisieren.
Wer sich also auch für die Projekt- und Netzwerkarbeit interessiert und mal etwas Neues ausprobieren möchte, für den/die ist garantiert ein passendes Thema bei den KSL.NRW dabei.
Bild: Claudia Middendorf (Landesbehindertenbeauftragte NRW) empfängt die kommunalen Behindertenbeauftragten und -Beiräte in NRW.
Über die KSL NRW
Die KSL.NRW sind im Zuge des Aktionsplans des Landes für die gezielte Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) entstanden. Sie setzen sich für eine inklusive Gesellschaft und ein selbstbestimmtes Leben für Menschen mit Behinderung auf vielfältige Art und Weise ein. Den Auf- und Ausbau der insgesamt 6 Kompetenzzentren in NRW hat BODYS im Projekt IKSL wissenschaftlich mittels partizipativer Forschung begleitet und 2020 abgeschlossen.
Weitere Informationen zur Struktur, den Tätigkeitsfeldern und Projekten der KSL.NRW gibt es unter www.ksl-nrw.de
Bild: Eine Karte von NRW, die die verschiedenen Standorte der KSL.NRW zeigt.
Text und Fotos: Gina Schmitz